Informatiker sind die besten Überlebenskünstler

	Man stelle sich einmal einen Informatiker im tiefsten Winter
	in einem dunklen Wald von hungrigen Wölfen gejagt vor. Hier
	ist der Informatiker geradezu in seinem Element. Er steht
	nämlich vor einem Problem, und solche zu lösen hat er ja wäh-
	rend seines Studiums sehr ausführlich und mühsam erlernt. Das
	Problem ist zwar bereits gegeben, aber irgendwann einmal hat
	er vor langer, langer Zeit gelernt, daß ein Problem erst spe-
	zifiziert sein will. Er beginnt also:

	Gegeben:    Landschaft mit 1 Informatiker und n Wölfen, n aus
		    NAT
	Gesucht:    Landschaft mit 1 Informatiker und keinen Wölfen
	Lösungsweg: Wölfe mit einem Prügel verjagen.

	Sicher kann sich unser Informatiker denken, daß das Problem
	nicht einfach zu lösen ist. Also beginnt er, es in Teilpro-
	bleme zu zerlegen. Etwa in n Teilprobleme:

		für alle i aus (1..n): den Wolf i verjagen.

	Nun ist unser Informatiker übergluecklich. Er benutzt eine
	simple FOR...NEXT-Schleife, in der er nacheinander die n Teil-
	probleme löst und somit seine Teillösungen sogar schon zu
	einer Gesamtlösung zusammengesetzt hat. Daß der Algorithmus
	korrekt ist und terminiert, hat unser Informatiker schnell
	bewiesen. Was nun weiter geschieht, ist typisch, wenngleich
	es zwei Möglichkeiten gibt.

	Fall 1 - Wir haben einen Durchschnittsinformatiker vor uns.

	In Ermangelung eines Rechners benutzt er sich selbst als Ma-
	schine und läßt das Programm auf sich ablaufen. Er beginnt
	damit, den Wolf Nr. 1 zu verjagen, kommt zu Wolf Nr. 2, doch
	spätestens jetzt hat ihn ein Wolf, der laut Algorithmus noch
	gar nicht an der Reihe ist, ins Bein gebissen, worauf er in
	Panik gerät, das ganze schöne formale Denken vergißt und ein-
	fach instinktiv die Flucht ergreift. Später dann, wenn er in
	Sicherheit ist und wieder klar denken kann, bricht eine ganze
	Welt in ihm zusammen. Dies kommt davon, wenn man sich als
	Durchschnittsinformatiker mit praktischen Problemen beschäftigt.

	Fall 2 - Ganz anders, wenn wir einen hochbegabten, mathema-
		 tisch besonders geschulten Informatiker aus Karlsruhe
		 in die Wildnis schicken, der schon nach dem 3. Se-
		 mester das Vordiplom und nach dem 7. das Hauptdiplom
		 gemacht hat.

	Er sieht zwar n Wölfe, zweifelt jedoch daran, daß die Zahl der
	Wölfe ohne sein Zutun konstant bleiben wird. Es könnten ja
	während des Verjagens eine noch nicht verjagte Wölfin Junge
	werfen. Um den Aufwand des Wölfeverjagens unter diesem Aspekt
	abzuschätzen, muß zuerst eine Differentialgleichung gelöst
	werden, ganz abgesehen davon, daß das Problem neu spezifiziert
	werden muß. Mit Erschrecken stellt unser Informatiker fest,
	daß ab einem bestimmten n der Algorithmus nicht mehr terminiert
	(es werden in gleicher Zeit mehr Junge geworfen, als er Wölfe
	verjagen kann). Er wird also eine neue Spezifikation vornehmen.

	Gegeben:    Ort a mit n Wölfen und 1 Informatiker, ein Ort b;
	Gesucht:    Ort a mit n+k Wölfen (k ist die Anzahl der zwi-
		    schenzeitlich geborenen Wölfe), ein Ort b ohne
		    Wölfe mit mindestens einem Informatiker.
	Lösungsweg: Flucht von Ort a nach Ort b.

	Nach Ausführung seines Algorithmus trifft er dann auf unseren
	Durchschnittsinformatiker, der wahrscheinlich auf eine Baum-
	spitze geflüchtet ist, wohin er sich eilends auch begibt und
	wartet, bis die Wölfe wieder abziehen. Sind die Wölfe erst weg,
	so werden sich beide Informatiker schnell darüber einig, daß
	man den Baum am besten per rekursivem Abstieg herunterkommt.
	Da sie lange auf dem Baum saßen, waren sie stark durchgefroren.
	Doch zum Glück kam ihnen eine alte Algorithmenentwurfsmethode
	entgegen, und eine alte Axt, die herumlag, entpuppte sich als
	ein ausgezeichnetes Programmierwerkzug.



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